Der Beckenboden ist ein Thema, welches gerne mit dem weiblichen Geschlecht in Verbindung gebracht wird und in jungen Jahren kaum beachtet wird. Es handelt sich um eine Struktur, die nicht nur für die Gesundheit der Frauen, sondern auch für jene der Männer eine sehr wichtige Rolle spielt. In diesem Blog möchten wir dieses Thema allen, geschlechts- und altersunabhängig, etwas näherbringen. Wir sprechen über die Wichtigkeit einer starken Beckenmuskulatur und dem Zusammenhang mit Rückenbeschwerden. Ausserdem haben wir für Sie ein Interview mit Giulia Consoli, professionelle Tänzerin und Pilates Instruktorin, über unser Kraftzentrum geführt.
Das wichtigste über unseren Beckenboden
Der Beckenboden ist das Zentrum unserer Stabilität. Er besteht aus drei Muskelschichten, die den Boden unseres Beckens auskleiden und unseren Rumpf nach unten abschliessen. Durch Faszien, Bänder und Bindegewebe ist der Beckenboden mit den Organen des Unterleibes, verbunden. Einige unserer organischen Funktionen wären ohne der komplexen Zusammenarbeit der Beckenbodenmuskulatur nicht möglich. Wie zum Beispiel der Stuhlgang, das Wasserlassen oder das Halten des Urins beim Husten.
Der Beckenboden ist der Ursprung und die Voraussetzung von jedem Kraftakt in unserem Körper. Er ermöglicht uns eine aufrechte Haltung und das beschwerdefreie Tragen von schweren Lasten, wie zum Beispiel ein ungeborenes Kind oder das Heben eines schweren Möbelstücks.
Nicht nur Frauensache – chronische Rückenschmerzen
Der Beckenboden verbindet die Muskulatur vom Rumpf, Bauch und der Hüfte und kleidet zusammen mit den anderen Strukturen die Innenseite des Beckens aus. Im Bereich des Kreuzes liegen unsere Iliosakral Gelenke; straffe, gelenkige Strukturen, die jeweils von unserer Oberschenkel-, Rumpf- und Beckenbodenmuskulatur durch Zug beeinflusst werden. In gewissen Fällen kann eine lang andauernde Instabilität dieser Struktur zu chronischen Rückenbeschwerden führen.
„So stabil wie möglich, so flexibel wie nötig“
Bei allem Eifer sich einen starken Beckenboden anzueignen, sollte die kontrollierte Entspannung dieser Muskulatur nicht vergessen werden. Dies beugt krampfartigen Beschwerden im Unterleib vor und ermöglicht uns ein besseres Empfindungsvermögen der Sexualität. Besonders bei einer Geburt ist es wichtig einen flexiblen Beckenboden bei zu behalten, dies kann durch Atemübungen, Yoga und viel Bewegung positiv beeinflusst werden.
Mit Pilates zur inneren Stabilität und Kraft – Interview mit Giulia Consoli, langjährige Tänzerin und Pilates Instruktorin
Hallo Giulia, weshalb bist du Pilates Instruktorin geworden?
„Ich habe mich entschieden Pilates zu unterrichten, nachdem ich diese Technik viele Jahre lang selber praktiziert habe. Pilates war ein Teil meiner professionellen Tanzausbildung. Es wurde mir bewusst, wie positiv es sich auf die Körperhaltung auswirkt. Nicht nur zur Kräftigung des Körpers, sondern auch zum Ausgleich der Beschwerden, welche durch die asymmetrische Arbeit mit dem Körper entwickeln können. Mein Fazit war, wenn ich mir selbst helfen konnte, möchte ich auch anderen helfen.“
Was ist Pilates und welche Zielgruppe wird damit angesprochen?
„Pilates ist eine Haltungsgymnastik, die den Menschen körperlich und geistig wieder ins Gleichgewicht bringt. Es richtet sich an ein breites Publikum:
-an Menschen, welche die Vorteile eines Haltungs-Trainings nutzen wollen
-an Patienten in Rehabilitation
-an Sportler
-an Frauen vor, während oder nach der Schwangerschaft
-für ältere Menschen
Die Technik basiert auf sieben Prinzipien: Konzentration, Körperkontrolle, Atmung, Zentrierung, Präzision, Beweglichkeit und Isolation.
Sowie fünf Haltungsprinzipien: Position des Beckens, Wirbelsäule, Brustkorb, Schultergürtel und Kopf.“
Was sind „Core Muscles“?
„Core Muscles“ sind die innersten Rumpfmuskeln. Diese werden in zwei Kategorien unterteilt; die oberflächlichen und tiefen Core Muscles. Die tieferen Muskeln ermöglichen die Stabilität zwischen dem Kreuz und dem Becken und arbeiten mit den stabilisierenden kleinen Muskeln der Wirbelsäule zusammen. Zu den oberflächlichen Core Muscles gehören die geraden sowie die schrägen Bauchmuskeln.“
Welche Beschwerden können auf eine schwache Beckenboden- und Rumpfmuskulatur hinweisen?
„Schwache Beckenbodenmuskulatur kann sich äussern, indem leichter Urinverlust beim beim Husten, Lachen oder beim Gang ins Wasser festgestellt wird. Es kann zum Beispiel auch schwieriger werden, den Urinstrom während dem Toilettengang zu unterbrechen. Ausserdem kann es zu Gefühl von Schwere und Unwohlsein im Dammbereich und Schmerzen während dem Geschlechtsverkehr kommen.“
Typische Beschwerden die auf eine schwache Rumpfmuskulatur zurückzuführen sein können:
- Haltungsfehler
- Kreuzschmerzen
- Allgemeine Schwäche in Arme und Beine
- Schlechtes Gleichgewicht
Wie sieht eine normale Pilates Unterrichtsstunde aus?
„Stellen Sie sich auf einen Kurs ein, der sich auf das Lernen und die Einhaltung der Prinzipien der Methode konzentriert. Die Übungen werden präzise instruiert und kontrolliert. Es werden Muskeln auf neue Art und Weise herausgefordert, die sonst oft vernachlässigt werden.
Die Übungen werden mit der Atmung koordiniert und bei Bedarf angepasst. Die Lektion endet immer mit einer Reaktivierung der Zwerchfellatmung.“
Ab welchem Alter würden Sie Pilates empfehlen?
„Pilates können Sie in jedem Alter anfangen. Um diese Technik richtig anzuwenden, erfordert es an Konzentration. Wenn Sie bereit sind Ihrem Körper 60 Minuten lang zuzuhören, können Sie mit Pilates beginnen.“
Wie steht es mit schwangeren Frauen oder Mütter?
„Pilates in der Schwangerschaft ist absolut empfehlenswert, aber die Übung muss moderat und vor allem individuell angepasst sein. Unter diesen Umständen ist ein Privatunterricht ratsam. Je nach Trimester variiert die Art der Übung. Soweit der körperliche Zustand nach der Geburt normal ist, kann man langsam versuchen bei einem Gruppenkurs teil zu nehmen. Bei einer sogenannten Rektus-Diastase (das Auseinanderstehen der geraden Bauchmuskulatur) ist ein individueller Privatunterricht von Vorteil.“
Wie wichtig ist die Atmung während des Pilates und wie wird sie durchgeführt?
„Die Art der Atmung ist entscheidend für die Wirksamkeit von Pilates. Sie wird als ‚laterale Thorax-Atmung‘, ‚interkostale Atmung‘ oder einfach als ‚laterale Atmung‘ bezeichnet. Es betont die seitliche Ausdehnung des Brustkorbes bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Bauchkontraktion zwischen Nabel und Wirbelsäule während verschiedener Phasen der Pilates Übung.“
Wenn wir Ihr Interesse für ein neues Training geweckt haben, können Sie auf www.giuliaconsoli.com alle wichtigen Informationen zu Klassen und Einzellektionen einsehen. Für einfache Übungen für Zuhause, schauen Sie auf unserer Facebook Seite vorbei. Giulia Consoli hat exklusiv für uns einige Übungsvideos zusammengestellt die wir während den nächsten paar Wochen veröffentlichen werden. Viel Spass beim Trainieren!